Von Saratov nach Samara

Wir haben wieder ca. 550 km vor uns um das nächste Ziel zu erreichen. Es ist gutes Fahrwetter, sonnig und die Temperaturen bewegen sich so bei 25°C. Uns fällt wieder die Weite auf, man fährt ewig ohne irgendeine Ansiedlung zu erreichen. Das Fahren an sich ist ganz entspannt, man darf sowieso nur 90 km/h fahren und wir halten uns dran! Die Einheimischen Fahrer finde ich persönlich recht rücksichtslos und riskant. Die Überhohlmanöver sind desöfteren ziemlich waghalsig und man hat den Fuß schon fast auf der Bremse wenn vom Gegenverkehr mal wieder jemand überholt. Auf dieser Strecke hatten wir paar besonders gute Kilometer, es hatte etwas von Buckelpiste. Die Bahnübergänge sind auch sehr besonders, da braucht es keine Geschwindigkeitsbegrenzung – man kann sie sowieso nur im Schrittempo passieren, was desöfteren lange Staus nach sich zieht. Die Anzahl der mobilen Blitzer ist recht hoch und auch Verkehrskontrollen finden aller naselang statt. Uns hat es bis jetzt noch nicht getroffen!

Unser nächstes Ziel ist die Stadt Samara. Samara liegt an der Wolga und zwar am Übergang von der Waldsteppenzone in die Steppenzone. Die Stadt ist seit 1992 die Partnerstadt der Stadt Stuttgart, sie war bis Anfang der 90er Jahre für Ausländer und auch einheimische Touristen gesperrt, das hatte alles mit der Geheimhaltung der Raumfahrt zu tun. Die Stadt hat ca. 1,4 Millionen Einwohner und beherbergt fasst 200 verschiedne Ethnien. Es ist eine recht junge Stadt mit vielrn Universitäten und Hochschulen.

Die Stadt streckt sich über 50km an der Wolga entlang, die Straßen sind wie schon gewohnt sehr breit, die Plätze riesig und es gibt ziemlich viele Parks. Wenn man in die Stadt reinfährt, dann passiert man endlose Hochhaussiedlungen, diese sind außen relativ neu und Richtung Stadtmitte haben sie dann den Charme der 70er Jahre. Die Wohnungen sind hier größtenteils Eigentum und es macht den Eindruck, das jeder an seinem Balkon irgendeinen Verhau errichten kann. Dies ergibt schon ein etwas kurioses Bild, für unsere Augen sehr ungewohnt!

Im Stadtzentrum gibt es noch recht viele historische Häuser, angefangen von kleinen einstöckigen Holzhäusern über recht schöne Gebäude aus dem 19. Jhd. sowie recht schönen Jugendstilhäusern und auch das Bauhaus ist vertreten. Weiterhin fallen die orthodoxen Kirchen auf und nicht zu vergessen die übliche Leninskulptur. In jeder Stadt gibt es große Monumente und Kriegerdenkmäler und auch die ewige Flamme als Gedenken an die Opfer aller mögliche Kriege ist allgegenwärtig. Insgesamt ist die Stadt Samara recht aufgeräumt, aber so richtig konnte sie uns nicht in ihren Bann ziehen…es fehlt irgendwie das Leben in den Fußgängerzonen und auf den Plätzen. Vielleicht ist einfach zu viel Platz in der Stadt.

Zu den othodoxen Kirchen sei noch erwähnt, dass viele erst in den letzten Jahren neu errichtet wurden! Für uns sehen sie wie alte historische Gebäude aus, innen mit vielen Ikonen und ganz prächtig geschmückt, außen mit goldenen Kuppeln. Es ist als ob man bei uns jetzt eine gotische Kirche neu errichten würde – für uns völlig unvorstellbar! Während der sozialistischen Periode wurden ganz viele Kirchen geschlossen, zerstört oder für andere Zwecke genutzt – der Glauben ließ sich offenbar nicht ausrotten.

Samara war während des 2. Weltkrieges die zweite Hauptstadt der SU und Stalin hat sich in 9 Monaten Anfang der 40er Jahre einen 37m tiefen Buker in der Stadt bauen lassen. Wir sind bis zur letzten Etage hinabgestiegen, ihr seht uns hier in seinem Arbeitszimmer. Allerings ist es nicht wirklich belegt, ob Stalin wirklich jemals hier in dem Bunker war, er hatte wohl einige Doppelgänger im Einsatz.

Stalinbunker